Die einzige Brennerei der Isle of Mull ist Tobermory. Eine Brennerei mit bewegter und wechselhafter Geschichte. Die Insel Mull an der schottischen Westküste ist Teil der Inneren Hebriden und 50 Minuten mit dem Schiff vom Festlandhafen Oban entfernt. Die Brennerei wurde 1798 von John Sinclair unter dem Namen "Ledaig" gegrünet und wechselte ihren Namen zeitweise von "Ledaig" zu "Tobermory" und zurück. Unter dem Namen Ledaig werden heute die getorften Whiskys der Brennerei veröffentlicht. Heute trägt Tobermory wieder den Namen des kleine Hafenstädtchens in dem die Brennerei zuhause ist. Neben der Brennerei ist Tobermory auch für sein (wortwörtlich) buntes Stadtbild berühmt und sicherlich eine Reise wert. Ein Besucherzentrum gibt es nämlich auch.
Der Name Tobermory durchlief eine wilde Nutzung, er wurde teilweise für Blends und auch für Vatted Malts (Blend, der ausschließlich aus Single Malts besteht) genutzt. Seit 1989 erscheint er nun aber wieder nur auf dem Etikett eines Single Malts, der seit der Wiedereröffnung der Brennerei abgefüllt wird.
Nachdem der Whisky von Tobermory zunächst in den Lagerhäusern von Deanston (in Zentralschottland) gelagert wurde, hat man im Jahr 2007 wieder ein Lagerhaus auf Mull errichtet. Damit will man bei Tobermory dem Verlust des maritimen Charakters, der mutmaßlich Folge einer küstennahen Lagerung ist, entgegenwirken. Mittlerweile besitzt die Brennerei zwei Wash Stills und zwei Spirit Stills mit einer Jahreskapazität von 1.000.000 Litern. Von diesen vier großen Brennblasen gehen Lyne Arms in Rohrkondensatoren ab, die mit im Stillhouse stehen. Die Besonderheit der Lyne Arms liegt in ihrer Form: als liegendes “S” geformt, sorgen sie für einen höheren reflux (= Rückfluss), was zu einem weicheren und leichteren Destillat führen soll. Anstelle von Edelstahl wurden die 4 Washbacks der Brennerei aus natürlichem Kiefernholz hergestellt. Bis Anfang 2019 wird die Produktion allerdings wegen Umbau und Sanierungsarbeiten ruhen.
Nur eine Hand voll heute noch existenter Malt Whisky Brennereien in Schottland wurden im 18. Jahrhundert gegründet. Tobermory ist eine von ihnen. 1798 von John Sinclair gegründet, gehörte sie für einige Zeit zum gleichen Unternehmen (John Hopkins & Co.) wie die kurz zuvor erbaute Oban Distillery. Schon im 19. Jahrhundert musste Tobermory zwischenzeitlich geschlossen werden. 1916 wurde Tobermory durch die Distillers Company Ltd. (DCL) aufgekauft, doch auch der neue Besitzer hatte kein großes Glück und stellte den Betrieb 1930 ein. 1972 wurde die Brennerei unter dem Namen Ledaig wieder eröffnet und auf vier Brennblasen erweitert. Aber bereits nach kurzer Nutzung wurde auch hier der Betrieb wieder eingestellt. Sogar die Lagerhäuser wurden an dieser Stelle verkauft und in Wohnungen umgewandelt. Stabilität gibt der Brennerei die Übernahme durch Burn Stewart Distillers Ltd. (mittlerweile umfirmiert in Distill International) im Jahr 1993, momentan sieht es gut aus für den Whisky von der Isle of Mull. Der neue Mutterkonzern Distell kündigte 2017 eine umfassende Renovierung seiner Brennereien an, Tobermory eingeschlossen. Diese Maßnahme legt die Brennerei bis Anfang 2019 still, wenngleich das Besucherzentrum geöffnet bleiben soll.